Osteoporose Entscheidend ist bei Verdacht auf Osteoporose eine rasche und frühzeitige Abklärung. Nur so kann man sich über das Vorliegen einer verminderten Knochendichte Klarheit beschaffen. Auf der anderen Seite steht heutzutage eine Reihe von sehr wirkungsvollen medikamentösen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die das Fortschreiten der Erkrankung und damit das gefürchtete Eintreten von Knochenbrüchen verhindern können. Je früher eine Therapie begonnen wird, desto leichter läßt sich die Knochendichte stabilisieren. Einmal eingetretene Frakturen können nur mehr operativ repariert werden. Was versteht man unter Osteoporose? Die Osteoporose ist eine Skeletterkrankung, die durch eine niedrige Knochen-masse und durch eine Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes mit daraus resultierender erhöhter Knochenbrüchigkeit und steigendem Frakturrisiko charakterisiert ist. Soweit die medizinische Definition. Vereinfacht ausgedrückt soll das heißen: Die Knochen verlieren an Härte. So kann oft schon ein harmloser Sturz zu einem Knochenbruch führen. Osteoporose betrifft das gesamte Skelett. Schenkelhals, Wirbelsäule und Unterarmknochen sind besonders gefährdet. Auch Männer leiden unter Osteoporose 12 % der Mitteleuropäer weisen eine gegenüber der Norm verminderte Knochen-masse auf. Die Tendenz ist in den letzten Jahren stark steigend. Frauen sind dabei ca. 10mal so häufig betroffen wie Männer. Besonders gefährdet sind Frauen im Wechsel, weil durch den Wegfall der schützenden weiblichen Hormone ein rascher Knochenabbau einsetzt. Grundsätzlich ist unser Knochen ein lebendes Gewebe, das ständig auf- und abgebaut wird. In der Kindheit und Jugend wird dabei im Wachstum weitaus mehr Knochen aufgebaut als abgebaut. Um das 30. Lebensjahr herum erreicht unser Knochen seine maximale Knochenmasse und Festigkeit. Danach geht es leider bergab, wobei ein Knochendichteverlust von 1-2% pro Jahr durchaus normal ist. Je mehr Knochenmasse Sie also bis zum 30. Lebensjahr insgesamt aufbauen, desto länger können Sie im Alter davon zehren. Sport und Bewegung, kalzium- und Vitamin D-reiche Ernährung stärken während des ganzen Lebens Ihren Knochen.
Je mehr der folgenden Risikofaktoren bei Ihnen vorhanden sind, desto höher ist die Gefahr für das Entstehen einer Osteoporose:
Im Zentrum der klinischen Beschwerden der Patienten stehen die osteoporotischen Knochenbrüche und die durch die Fraktur ausgelösten akuten und chronischen Schmerzen. Oft genügt ein sehr geringes Trauma, um eine Fraktur auszulösen. Die häufigsten Frakturen treten dabei an der Wirbelsäule, am Schenkelhals und am Unterarm auf. Während bei Handgelenks- und Schenkel-halsbrüchen so gut wie immer ein Sturz vorausgeht, muß das bei Brüchen im Bereich der Wirbelsäule nicht der Fall sein. Hier treten oft sogenannte „Mikro-frakturen“ ein, die nach und nach zu einer Verformung der Wirbelkörper und dadurch bedingten Rückenschmerzen führen. Neben den chronischen Rückenschmerzen sollten folgende Zeichen an das Vorliegen einer Osteoporose denken lassen:
Neben einer gründlichen körperlichen Untersuchung, der Erhebung von Vorgeschichte und Risikofaktoren sollten routinemäßig Röntgen der Brust- und Lendenwirbelsäule angefertigt werden. Sie dienen der Objektivierung von bereits eingetretenen Frakturen oder anderen pathologischen Veränderungen wie Abnützungen, Fehlstellungen oder Schäden an den Bandscheiben, die natürlich auch Rückenschmerzen auslösen. Entscheidend ist bei Verdacht auf Osteoporose eine Knochendichtemessung! Mit dieser Untersuchung können der Knochenmineralgehalt und die Knochenmasse präzise ermittelt werden. Mehrere Methoden stehen derzeit zur Verfügung, wobei neben der DXA-Methode, einem Strahlenabsorptionsverfahren an Wirbelsäule und Schenkelhals, auch die quantitative Computertomographie im Bereich der Wirbelsäule oder am Handgelenk Verwendung finden. Grundsätzlich sollten Wiederholungsmessungen immer am gleichen Gerät durchgeführt werden. Damit erhöht sich die Genauigkeit der Ergebnisse bei Verlaufskontrollen. Eine Knochendichtemessung ist sinnvoll bei Frauen ab dem 60. und Männern ab dem 70. Lebensjahr, bei Vorliegen von Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen durchaus früher. Auch eine gründliche Blut- und Harnuntersuchung sind bei Osteoporoseverdacht absolut notwendig. Damit kann der Experte die Schnelligkeit des Knochenabbaus feststellen und gleichzeitig eine Reihe von Stoffwechselstörungen oder anderen Knochenerkrankungen ausschließen, die alle das Entstehen einer Osteoporose begünstigen. Kalzium, Phosphor und alkalische Phosphatase, Vitamin D Spiegel, Parathormon, Geschlechtshormone, Schilddrüsenwerte werden wie auch die Umbaumarker Osteokalzin und Pyridinoline-Cross-Links routinemäßig bestimmt. Der 24-Stunden-Harn wird ergänzend auf Kalzium und Eiweiß untersucht. Therapeutische Grundlagen Um den Knochenschwund zu verhindern steht heutzutage eine Fülle von wirkungsvollen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Grundsätzlich ist für jeden Menschen eine kalziumreiche Ernährung entscheidend. Kalzium kommt in großen Mengen in Milch und Milchprodukten (Joghurt, Buttermilch, Käse) vor, wobei auch fettarme Milchprodukte konsumiert werden können. Weiters sind Salate und Gemüse (Fenchel, Broccoli, Hülsenfrüchte, Nüsse) sowie Vollkornprodukte kalziumreich. Entscheidend ist aber die Deckung des Kalziumbedarfes mit Milchprodukten. Sie stellen nicht nur mengenmäßig die besten Kalziumlieferanten dar, Kalzium wird aus diesen Produkten auch wesentlich besser resorbiert als aus pflanzlichen Lebensmitteln. Der Tagesbedarf liegt zwischen 800 und 1200 mg Kalzium. Bei einer Unverträglichkeit von süßen Milchprodukten (Lactoseintoleranz) sollte man auf Sauermilchprodukte wie Buttermilch, Kefir, Joghurt und Käse ausweichen. Auch Mineralwässer mit Kalziumgehalt von über 150 mg pro Liter sind zu empfehlen. Der reichliche Aufenthalt an der frischen Luft und eine gelegentliche mäßige Sonnenbestrahlung der Haut sind ebenfalls anzuraten, da dadurch die Bildung von Vitamin D gefördert wird. Vitamin D wiederum ist für die Aufnahme des Kalziums aus der Nahrung in den Knochen äußerst wichtig. In der Nahrung kommt Vitamin D in Seefischen, Eigelb, Margarine und Milchprodukten vor. Generell sind reichlich Bewegung, eine allgemeine Muskelstärkung und eine Gymnastik der Wirbelsäule anzuraten. Gerade in der Jugend ist eine regelmäßige sportliche Betätigung für den Aufbau einer guten maximalen Knochendichte entscheidend. Im Alter kann dann durch Bewegung ein schneller Verlust von Knochenmasse vermieden werden. Bei älteren Menschen beugen Übungen für ein besseres Gleichgewicht Stürzen vor. Neue Medikamente Ist die Osteoporose bereist manifest oder Knochenbrüche eingetreten, kommen spezifische medikamentöse Behandlungen zum Einsatz. Eine ausreichende Versorgung mit Calcium oral (zusätzlich 500 bis 1000 mg Calcium pro Tag) und Vitamin D3 (400 bis 1000 Einheiten pro Tag) ist Grundlage jeder medikamentösen Osteoporosetherapie. Die alleinige Behandlung einer manifesten Osteoporose mit Calcium und Vitamin D, entsprechender Ernährung oder Bewegung ist nicht genug. Dafür steht eine breite Palette von wirkungsvollen Substanzen zur Verfügung: Bisphosphonate Alendronat (Fosamax®): 10 mg täglich oder 70 mg 1x/ Woche oral Die Einnahmevorschriften (morgens nüchtern mit viel Leitungswasser 30 Minuten vor dem Frühstück) sind exakt zu befolgen, da die Medikamente sonst wirkungslos sind. Wer damit Schwierigkeiten hat, kann alternativ auf Infusionen umsteigen: Pamidronat (Pamitor®, Aredia®) wird alle drei Monate als Infusion mit 30mg verabreicht. Ibandronat (Bonviva® 3mg) wird vierteljährlich kurz intravenös gegeben. Zolendronat (Aclasta®, Zometa®) muß nur einmal pro Jahr intravenös injiziert werden, ist für die Therapie der Osteoporose offiziell aber noch nicht zugelassen. Serms (Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren) Raloxifen (Evista®): 60 mg täglich oral Parathormon-Analoga Teriparatide 1-34 PTH(Forsteo®): 20 µg subcutan täglich für maximal 18 Monate Im Anschluß an eine solche Behandlung ist eine antiresorptive Therapie für mindestens weitere zwei Jahre anzuschließen. Strontium Frakturen werden mit dieser Therapie erfolgreich vermindert. Besonders gute Daten gibt es bezüglich einer signifikanten Reduzierung von Schenkel-halsbrüchen. Hormonersatztherapie(HRT) Deshalb wird die Gabe von Hormonen zur Osteoporosetherapie heute sehr kritisch gesehen. Zahlreiche Darreichungsformen wie orale Präparate, Hautpflaster und Depots stehen zur Verfügung. Besonders wirksam scheint eine Kombination von 2 mg 17β-Östradiol mit 1mg Calcitonin Lachscalcitonin nasal (Calcitonin Novartis® Nasalspray 100 I.E.): 2 Hübe tgl. zu 100 I.E.
Fluoride Na-Monofluorphosphat (Fluocalcic®): 2 mal 1 Beutel täglich zu 100 mg Steroidderivate Anabolen Steroiden werden positive Effekte auf die Knochendichte nachgesagt, die Daten zur Frakturreduktion sind aber unklar. Nandrolondecanoat (Deca-Durabolin® Amp.): 50 mg im. alle 3 Wochen
Die Osteoporose ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Alte Menschen werden durch Knochenbrüche zunehmend unbeweglich und damit auch sozial isoliert. Dank ausgezeichneter diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten kann diese Erkrankung jedoch oft verhindert werden.
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