Neue Therapien bei Arthrose
Die Arthrose, das ist der medizinische Fachausdruck für die Gelenksabnutzung, ist nicht nur eine Erkrankung des höheren Alters. Bereits ab dem 30. Lebensjahr leiden die Gelenke unter Abnutzung. Je früher dieser Prozeß gestoppt bzw. verlangsamt wird, umso größer ist der Therapieerfolg. Betroffen sind vor allem die Gelenke, die wir am meisten beanspruchen: die durch das Körpergewicht belasteten Gelenke der Beine wie Knie-, Hüft- und Sprunggelenke. Zur zweiten großen Gruppe zählen Hand-, Finger- und Zehengelenke. Früherkennung entscheidendDa Knorpelzellen keinerlei Schmerz wahrnehmen können, bleiben die Verschleißerscheinungen lange Zeit unbemerkt und Schmerzen treten erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Deshalb ist die Suche nach folgenden Frühzeichen der Erkrankung besonders wichtig:
Fortgeschrittene Anzeichen sind:
Im Spätstadium der Erkrankung kommt es dann zur Ausbildung von deutlichen Gelenksdeformierungen, die meist von Dauerschmerzen begleitet werden. Der Funktionsverlust in der Bewegung behindert schlußendlich Alltagstätigkeiten. Doch all das kann durch eine rechtzeitige Therapie verhindert werden. Zur Diagnose von Arthrosen wird neben den klinischen Symptomen und konventionellen Röntgenaufnahmen zunehmend die Magnetresonanztomographie eingesetzt. Diese Methode erlaubt neben dem Erkennen von Frühzeichen der Abnützung auch die graduelle Abstufung des Knorpelschadens. Laborbefunde sind bei Arthrosen in der Regel unauffällig. Lediglich bei stark aktivierten Arthosen sind die Entzündungsmarker im Serum wie Blutsenkung und CRP mäßig erhöht. Wie kommt es zur Gelenksabnützung? Zahlreiche Faktoren können das Entstehen und Fortschreiten der Arthrose verursachen. Als häufigste Ursache ist eine Überbeanspruchung der Gelenke bei einseitiger Belastung, bei sportlichen Tätigkeiten oder am Arbeitsplatz zu nennen. Auch falsch eingelernte Bewegungsabläufe mit einer Fehlbelastung des Gelenkes führen zu einem raschen Verschleiß. Daneben sind Verletzungen, angeborene Fehlstellungen der Gelenke wie z. B. die X- oder O-Beine, die zu einer ungleichen Belastung führen, für das Frühentstehen einer Arthrose verantwortlich. Aber auch Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen, extremer Bewegungsmangel und Entzündungen können als Ursachen der Arthrose gelten. Manchmal wird der Grundstock für eine vorzeitige Gelenksabnützung schon im Kindesalter gelegt. Computerspiele und stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm ersetzen zunehmend sportliche Betätigungen und Freizeitbeschäftigungen an der frischen Luft. Dadurch wird der für die Gelenke so wichtige stabilisierende Muskelaufbau immer weiter reduziert. Gleichzeitig entstehen aber mit der monotonen Tätigkeit am PC die ersten Haltungsschäden. Eine Therapie ist umso erfolgreicher, je früher sie beginnt!
KnorpelschutzpräparateSie verhindern den weiteren Knorpelabbau, indem die Herstellung der Grundsubstanz für den Knorpel stimuliert wird. Schmerzlinderung und die wesentliche Verbesserung der Beweglichkeit führen zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Besonders gute Therapieerfolge erzielt man mit diesen Medikamenten bei frühen Arthroseformen. Bei großen Gelenken wie Knie, Hüfte, Sprunggelenke und Schulter hat sich die intraartikuläre (direkt in das Gelenk verabreichte) Injektion von Hyaluronsäure besonders bewährt. Das klingt schmerzhaft, ist es aber bei richtiger Durchführung überhaupt nicht. Man spürt lediglich einen Stich, der dem einer Blutabnahme vergleichbar ist. Die Applikation von Hyaluronsäure ins Gelenk verbessert die Viskosität der vorhandenen Knorpelschmiere, bildet einen Schutzfilm über den Knorpel und vermindert dadurch das Reiben der Gelenkflächen. Die Zellen der Gelenkskapsel werden außerdem zu einer vermehrten Produktion von natürlicher Hyaluronsäure für die Gelenke aktiviert. Unterschieden werden die verschiedenen Produkte nach ihrem Molekulargewicht. Präparate mit hohem Molekulargewicht fungieren eher nur als reine Schmiermittel und kommen bei hochgradigen Arthrosen zum Einsatz. Präparate mit niedrigerem Molekulargewicht haben dagegen eine zusätzlich knorpelstimulierende Wirkung. Die Voraussetzung ist hier aber das Vorhandensein von noch genügend funktionsfähigen Knorpelzellen, wie das bei gering- und mittelgradigen Arthrosen der Fall ist. In den letzten Jahren hat man mit Hyaluronsäure auch kleinere Gelenke wie das Daumensattelgelenk und das Großzehengrundgelenk erfolgreich behandelt. Zwei Zyklen einer Therapieserie im Jahresabstand sind von der Wirkung auf Schmerz und Funktionsfähigkeit der Gelenke jeder anderen medikamentösen Therapie überlegen. Entzünden sich abgenützte Gelenke und schwellen an, dann sollte der Arzt besser keine Hyaluronsäure spritzen. Hier bewähren sich Injektionen mit langwirksamen Kortisonpräparaten, die allerdings auf einige Male beschränkt bleiben sollten. Die Entzündung wird dadurch sehr rasch vergehen. Als Zusatztherapie und für die kleinen Fingergelenke gibt es Medikamente zum Schlucken. Dazu gehören Chondroitin- und Glucosaminsulfat. Für beide Substanzen gibt es sehr gute Studienergebnisse, die nachweisen, dass sie große Effekte auf Schmerz und Funktionsfähigkeit besitzen und zugleich äußerst nebenwirkungsarm sind. Ein neues Therapiekonzept verfolgt der IL-1 Inhibitor Diacerein. Bei Arthrosen spielen wie auch bei echten Gelenksentzündungen verschiedene Botenstoffe unseres Immunsystems, allen voran Interleukin-1, eine große Rolle für die weitere Gelenkszerstörung. Diacerein hemmt diesen Entzündungsmediator, vermindert die Schmerzen und schützt den Knorpel. SchmerztherapieDa unsere Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, die Belastung für unsere Gelenke aber gleichzeitig immer mehr wird, wird die Arthrose mit ihren Schmerzen und der Einschränkung von Funktion und Beweglichkeit ein immer größer werdendes Problem. Auf lange Sicht kommt man bei der Gelenksabnützung ohne schmerzstillende Medikamente nicht aus. Die Schmerztherapie richtet sich nach der Intensität der Beschwerden, aber auch nach vorhandenen Entzündungszeichen der Gelenke wie Schwellung und Erguß im Gelenk. Antirheumatika sind die mit Abstand am häufigsten verwendeten Medikamente. Sie lindern den Schmerz und wirken gleichzeitig entzündungshemmend. Damit sind sie reinen Schmerzmitteln etwas überlegen. Die Gruppe der Antirheumatika setzt sich aus einer Vielzahl völlig unterschiedlicher Substanzen zusammen. Deshalb sollte die Einnahme unbedingt vorab mit Ihrem Arzt besprochen werden, um falsche Dosierungen zu vermeiden. Die Kombination mehrerer Antirheumatika bringt keinen Vorteil, sondern steigert nur die Gefahr von unerwünschten Nebenwirkungen. Bei akuten Schüben mit Aktivierung der Arthrosen hat sich die Gabe von antirheumatischen Infusionen in Kombination mit hochdosiertem Vitamin B- und C-Komplex zur raschen Unterdrückung der Entzündung und Beschwerden sehr bewährt. Sonst reicht die orale Einnahme aus. Bei Langzeiteinnahme sollte man auf die oft unerwünschten Nebenwirkungen auf Magen und Darm (Gastritis, Sodbrennen, Durchfälle) achten und frühzeitig Magenschutzpräparate einsetzen. Die neue Gruppe der magenfreundlichen Antirheumatika (Coxibe) eignet sich für Patienten mit Magenproblemen. Dafür muß man vermehrte Nebenwirkungen auf Herz und Kreislauf beachten, die aber als Klasseneffekt auch bei den herkömmlichen NSAR vorhanden sind. Als Alternative kommt auch die lokale Anwendung der Antirheumatika als Gel, Salbe oder Creme in Frage. Diese Präparate müssen täglich aber mehrmals aufgetragen werden, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Außerdem werden damit nur oberflächliche Strukturen erreicht, da die Eindringtiefe der Substanzen nur wenige Zentimeter ist. Werden NSAR nicht vertragen oder ist damit kein Auslangen zu finden, werden reine Schmerzmittel (=Analgetika) bis hin zu den Opioiden eingesetzt. Zu den schwachen Opioiden zählen Tramadol und Dihydrocodein. Zu den starken Opioiden zählt man Morphin und Hydromorphon. In letzter Zeit haben sich Hautpflaster, die Morphinpräparate enthalten, aufgrund der einfachen Handhabung und guten Verträglichkeit durchgesetzt. Die häufigste Nebenwirkung ist bei Opioiden die Verstopfung, die von Beginn an prophylaktisch durch diätetische Maßnahmen behandelt werden sollte. Bei chronischen Schmerzen bewähren sich als Zusatzmittel Antidepressiva, die Schmerzschwelle und -wahrnehmung günstig beeinflussen. Die physikalische Therapie Physikalische Therapiemaßnahmen in Verbindung mit Heilgymnastik und Muskeltraining sind ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Arthrosetherapie. Aktive Bewegungsübungen dienen einerseits der Vergrößerung des Bewegungsumfanges eines Gelenkes, andererseits dem Muskelaufbau. Eine kräftige Muskulatur wiederum entlastet das geschädigte Gelenk und dient als Stoßdämpfer. Die Unterwassergymnastik hat sich als besonders effizient erwiesen, da sich die Patienten unter Wasser durch den Auftrieb leichter und schmerzarmer bewegen können. Auch die im Heilwasser gelösten Elemente wie Radon oder Schwefel haben einen günstigen Einfluß auf den Krankheitsverlauf. Bei schweren Arthrosen muß man auf eine ständige Reduktion der Gelenksbelastung achten. Neben speziellen Entlastungsschienen(Orthesen) oder Krücken bringt auch der altbekannte Spazierstock eine gewisse Entlastung. Diverse Massagetechniken zur Muskellockerung, Packungen, Ultraschall und Elektrotherapie erweitern die Therapiepalette. Bei aktivierten Arthrosen wird mit Kälte, bei chronischen Schmerzzuständen eher mit Wärme behandelt. Manche Röntgeninstitute bieten Röntgenschwachbestrahlungen zur Schmerzlinderung an.
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