Dr. med. Thomas Schwingenschlögl
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, Ernährungsmediziner
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Hypertonie – Bluthochdruck

Ein Viertel der Österreicher leidet an Bluthochdruck. Aber nur die Hälfte weiß es auch! Geänderte Lebensumstände mit erhöhtem Stress, Bewegungsmangel, Zunahme von Übergewicht sowie erhöhtem Kochsalz- und Alkoholkonsum begünstigen die weite Verbreitung von hohen Blutdruckwerten. Das besonders Tückische an der Hypertonie ist die Tatsache, dass viele Menschen keinerlei Beschwerden haben, die im direkten Zusammenhang mit ihrem Hochdruck stehen. Deshalb werden hohe Blutdruckwerte von vielen Betroffenen immer noch verharmlost. Heute weiß man aber, dass Hypertonie und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Nierenversagen und Schlaganfall direkt miteinander korrelieren.

Hypertonie als Volkskrankheit

Der Bluthochdruck gehört in den westlichen Industrieländern zu den häufigsten Krankheiten. Die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung wird auf ca. 12 % geschätzt, für die Altersgruppe über 45 Jahre wird ein Prozentsatz von 25 angenommen.

Das Herz ist eine Pumpe, die die Aufgabe hat, das Blut durch die Arterien in alle Teile des Körpers zu transportieren. Zieht sich der Herzmuskel zusammen, wird das Blut unter hohem Druck ausgestoßen. Der in diesem Moment gemessene Blutdruck ist der „systolische Blutdruck“, also der hohe Wert. Nachdem das Blut ausgeworfen wurde, entspannt sich das Herz, um sich mit neuem Blut zu füllen. In dieser Phase ist der Blutdruck in den Arterien niedriger, man spricht vom „diastolischen Wert“. Dieser Wert in der Entspannungsphase ist naturgemäß wesentlich niedriger.
Unsere Arterien stehen also ständig unter Druck. Natürlich ist der Blutdruck laufenden Schwankungen unterworfen und kann durch psychische oder physische Belastungen wie Stress, körperliche Betätigung aber auch Tageszeit und aktuelle Verfassung variieren. Ein einmalig erhöhter Blutdruckwert sollte daher besser kontrolliert werden, bevor daraus eine chronische Erkrankung gemacht wird. Ist der Druck in den Arterien jedoch ständig erhöht, spricht man vom Bluthochdruck. Und das ist eindeutig eine Krankheit.

Neue Richtwerte

Lange Zeit galten arterielle Blutdruckwerte bis 160 / 90 mm Hg als normal, beim höheren systolischen Druck wurde sogar „100 + Lebensalter“ als obere Normgrenze angegeben. Diese Grenzwerte sind aber nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen viel zu hoch und gehören bereits behandelt. Die arterielle Hypertonie beginnt heute laut aktuellen Richtlinien bei 140 / 90 mm Hg und das unabhängig vom Alter des Patienten.

Klassifizierung der Hypertonie

Kategorie systolisch (mmHg) diastolisch (mmHg)
Optimal < 120 < 80
Normal < 130 < 85
Hochnormal 130 – 139 85 – 89
Hypertonie Grad 1 (milde Hypertonie) 140 – 159 90 – 99
Hypertonie Grad 2 (mittelschwere Hypertonie)    160 – 179 100 – 109
Hypertonie Grad 3 (schwere Hypertonie) > 179 > 109
Isolierte systolische Hypertonie > 139 > 90

Bei Kindern bis zu 14 Jahren sind die Grenzwerte abhängig vom Alter in Korrelation zur Körpergröße (z. B. bei einer Größe von 80 cm: Blutdruck-Normalwert 115 / 70 mmHg; bei 180 cm: 140 / 80 mmHg). Ab 14 Jahre gelten die Werte für Erwachsene.
Grundsätzlich sollte man sich bei Verdacht auf arterielle Hypertonie nicht auf Einzelmessungen beschränken, sondern ein 24-Stunden-Blutdruck-Monitoring durchführen. Besonders wertvoll sind auch Blutdruckselbstmessungen von den Betroffenen. Dafür stehen heute einfach anwendbare, qualitativ hochwertige und auch relativ preisgünstige Blutdruck-Messgeräte zur Verfügung.

Entstehung

Bei 80 – 90 % aller Hochdruckpatienten konnte die Ursache ihrer Erkrankung bis heute nicht hinreichend geklärt werden. Vererbung und genetische Faktoren spielen dabei sicherlich eine große Rolle. Als gesichert gilt aber, daß eine enge Beziehung zu verschiedenen Ernährungsfaktoren besteht. Bluthochdruck kann durch Übergewicht, Bewegungsmangel, gesteigerte Salzempfindlichkeit, Stress sowie erhöhten Kochsalz- und Alkoholkonsum begünstigt werden. Eine genetische Prädisposition muß nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung führen. Durch falschen Lebensstil wird die Entwicklung der Hypertonie aber stark gefördert. Bei den restlichen 10 – 20 % tritt der hohe Blutdruck infolge von anderen Erkrankungen unseres Körpers auf: Dies sind einerseits Nierenerkrankungen wie chronische Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder Nierentumore. Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Stoffwechsel- Erkrankungen mit erhöhter Hormonproduktion, z. B. Schilddrüsenüberfunktionen, die den Blutdruck negativ beeinflussen.
Daher ist in jedem Falle von erhöhtem Blutdruck eine genaue Abklärung angezeigt, damit bedrohliche Ursachen nicht übersehen werden.

Hoher Blutdruck macht krank

Das Beschwerdebild der Patienten mit Hypertonie ist im allgemeinen gering und derart uncharakteristisch, dass die Erkrankung oft einen Zufallsbefund bei einer aus anderen Gründen vorgenommenen Untersuchung darstellt. Oder die Hypertonie wird erst beim Auftreten von Komplikationen erkannt.

Die häufigsten von Patienten vorgebrachten Beschwerden sind:
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrensausen
  • Herzklopfen
  • Nervosität
  • Nasenbluten
  • Sehstörungen
  • Schmerzen im Brustbereich
  • Atemnot und Kurzatmigkeit bei Belastung

Komplikationen

Unbehandelt oder unzureichend behandelt führen erhöhte Blutdruckwerte unabhängig von ihrer Ursache zu einer Reihe von Folgeerkrankungen, die vor allem das Gefäßsystem betreffen. Für die Ausbildung der Komplikationen sind Dauer und Schweregrad der Blutdrucksteigerung von ausschlaggebender Bedeutung. Beide Blutdruckwerte, der obere = systolischer Blutdruck wie auch der untere = diastolischer Blutdruck sind gleichrangige Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arteriosklerose, die den Gefäßprozessen zugrunde liegt.

Bluthochdruck als tödliches Risiko

Da viele der Folgeerkrankungen lebensbedrohlich sind, sollten erhöhte Blutdruckwerte immer ernst genommen werden. Folgender Überblick soll die schwerwiegende Bedeutung unterstreichen. Folgeerkrankungen sind:
  • Durchblutungsstörungen des Herzens wie Angina pectoris bis hin zum Herzinfarkt
  • Herzschwäche bis hin zum Herzversagen
  • Schlaganfälle
  • Augenhintergrundveränderungen, die bis zur Erblindung führen können
  • Nierenveränderungen bis hin zum Nierenversagen
  • Durchblutungsstörungen der Beine

Die Diagnose Bluthochdruck bietet Ihnen aber gleichzeitig die Chance, mit einem gesünderen Lebensstil zu beginnen. Nützen Sie daher auch diese Möglichkeit, um auf Dauer etwas für sich und Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit zu tun.

Genaue Abklärung entscheidend

Die Blutdruckmessung stellt natürlich die Basis für die Diagnosestellung dar. Man achte jedoch darauf, daß Blutdruckwerte in der Arztordination oft wesentlich höher als zu Hause sind. Deshalb müssen immer mehrere Messungen durchgeführt werden. Wünschenswert ist eine Selbstkontrolle des Patienten von ca. 20 – 30 Selbstmessungen zu Hause.
Idealerweise sollte eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchgeführt werden. Dabei erhält der Patient eine Blutdruckmanschette für 24 Stunden am Oberarm angelegt, die sich in bestimmten Intervallen automatisch aufbläst und mißt. Dieses auch als ambulantes Blutdruck-Monitoring bezeichnete System gibt einen exzellenten Überblick über den Schweregrad einer Hypertonie. Zusätzlich kann das für therapeutische Belange wichtige nächtliche Blutdruckverhalten erforscht werden. Denn normalerweise sollte es in der Nacht zu einer Blutdrucksenkung von mindestens 10 % gegenüber den Tageswerten kommen.

Da das Herz Verursacher, aber auch Zielorgan von hohem Blutdruck ist, sollte stets ein Ruhe-EKG durchgeführt werden. Damit können grobe Veränderungen erfaßt werden. Doch das alleine reicht meist nicht aus. Zur Erfassung des Blutdrucks unter Belastung wird bei jedem Hypertoniker die Durchführung eines Belastungs-EKG's (Ergometrie) empfohlen. Mit dieser Untersuchung können gleichzeitig schon bestehende Durchblutungsstörungen am Herzen ausgeschlossen werden. Da eine Veränderung des Lebensstils mit gezieltem körperlichen Ausdauertraining bei jedem Hypertoniker angebracht ist, ist die Durchführung einer Ergometrie eigentlich als obligat zu betrachten.

Auch eine Blut-und Harnanalyse gehört bei der Hypertonie zum Basisprogramm. Die Bestimmung der Nierenwerte, Harnsäure, Cholesterin und Blutfette, Blutzucker, Blutbild sowie Harnanalyse auf Eiweiß sind dazu zu zählen. Bei einer Erstabklärung müssen auch stets Schilddrüsenwerte sowie Hormonspiegel im Blut und Harn mitbestimmt werden. Die Durchführung weiterer Untersuchungen wie Herzultraschall, Beurteilung des Augenhintergrundes oder Ultraschall der Nieren wird von Ihrem Arzt je nach Notwendigkeit verordnet.

Die Therapie

Hoher Blutdruck muß unbedingt behandelt werden um schwere, spätere Gesundheitsschäden zu verhindern. Herzinfarkt, Nierenversagen aber besonders auch ein Schlaganfall sind die häufigsten Folgen des Hochdrucks. So weit darf es aber gar nicht kommen.
Fest steht, dass jede Hypertonie behandlungsbedürftig ist. Ziel der Behandlung ist die Senkung der diastolischen Werte auf weniger als 90 mmHg und des systolischen auf weniger als 140 mmHg. Die Basis bei jeder Blutdrucktherapie ist eine Lebensstilmodifikation mit Ernährungsumstellung und Bewegungsprogramm. In vielen Fällen kann durch diese Maßnahmen der Blutdruck in den Normalbereich gesenkt werden und der Patient erspart sich die regelmäßige Einnahme von Medikamenten. Gleichzeitig werden die Risikofaktoren, die zur Entstehung des Hochdrucks beigetragen haben, eliminiert. Also zwei Fliegen auf einen Schlag.

Ernährungsempfehlungen:

  • Übergewicht normalisieren: Bei vorliegendem Übergewicht ist eine Gewichtsabnahme von wenigstens 5 – 10 kg unbedingt ratsam.
  • Kochsalzzufuhr einschränken: Den Salzkonsum auf maximal 6 g / Tag beschränken, das heißt auf kochsalzreiche Speisen und Lebensmittel zu verzichten. Dazu gehören Konserven und Fertiggerichte, geräuchertes Fleisch und Fisch sowie Salzgebäck. Verzichten Sie stets auf ein Nachsalzen Ihrer Speisen. Verwenden Sie vorrangig Gewürze und Kräuter zur Geschmacksverstärkung. Achten Sie auch auf den Kochsalzgehalt von Mineralwasser. Günstig sind Mineralwässer mit weniger als 20 mg Natrium pro Liter.
  • Nachdem in fast allen Speisen (z. B. Brot, Käse) reichlich Salz enthalten ist, kann man die Verwendung von Salz ruhig großzügig reduzieren.
  • Zurückhaltung bei Alkohol: Alkohol kann zu direkter Erhöhung des Blutdruckes beitragen.
  • Viel Fisch, wenig Fleisch: Da die Eiweißzufuhr grundsätzlich zu hoch ist und dies die Nieren schädigen kann, ist es günstig nicht öfters als zweimal pro Woche Fleisch und Fleischwaren einzuplanen. Dafür werden vermehrt Seefischmahlzeiten empfohlen. Besonders Makrele, Hering und Lachs sind günstig, da sie reichlich Omega-3-Fettsäuren enthalten, die die Fließeigenschaften des Blutes verbessern.
  • Verzehr von Fetten beschränken: Fett hat den höchsten Energiegehalt, aber leider die schwächste Sättigungswirkung. Fett scheint daher ein wesentlicher ursächlicher Nahrungsfaktor für Übergewicht, hohes Cholesterin und Arterienverkalkung zu sein.
  • Die Gesamtfettzufuhr sollte auf 30 % der täglichen Energiezufuhr vermindert werden. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Margarine.
  • Vermeiden Sie fettes Fleisch und fette Wurstwaren sowie fette Milchprodukte. Leichtmilch, Magerjoghurt, Buttermilch, fettreduzierter Käse sowie mageres Fleisch und Schinken sind dagegen hochwertige Nahrungsmittel und auch für Hypertoniker hervorragend geeignet.
  • Kaliumzufuhr erhöhen: Durch reichlichen Verzehr von Gemüse, Rohkost und Obst.
  • Ballaststoffaufnahme erhöhen: Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obstsorten wie Äpfel, Birnen und Beerenobst enthalten einen hohen Anteil von Ballaststoffen. Diese Lebensmittel haben einen äußerst positiven Einfluß auf unser Stoffwechselprofil, unser Körpergewicht und unsere Blutgefäße.
  • Nikotin meiden: Rauchen begünstigt die allgemeine Gefäßverkalkung und gilt als Ko-risikofaktor für diverse Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

Eine Ernährungsumstellung ist bei jedem Schweregrad von Hypertonie eine äußerst sinnvolle Maßnahme. Bei milden Formen von Hypertonie kann durch ausreichende Bewegung und richtige Ernährung der Blutdruck oft ohne Verabreichen von Medikamenten normalisiert werden. Aber selbst bei schweren Hypertonieformen können vielfach die Dosen von blutdrucksenkenden Medikamenten und die daraus resultierenden möglichen Nebenwirkungen verringert werden.

Bewegungstherapie

Regelmäßige körperliche Aktivität hat einen hohen Stellenwert bei jeder Blutdrucktherapie. Regelmäßiges Ausdauertraining kann den Blutdruck so weit senken, daß man bei milder Hypertonie auf Medikamente oft ganz verzichten kann. Neben der blutdrucksenkenden Wirkung werden durch ein regelmäßiges Training zudem noch Stoffwechsel, Körpergewicht, Herzfrequenz und Organdurchblutung äußerst günstig beeinflußt.
Bevor man jedoch mit Sport beginnt, muß sich der Arzt über Trainingszustand und Blutdrucksituation bei Belastung mittels eines Belastungs-EKG-Tests einen Überblick verschaffen. Danach erhält der Patient ein individuell zugeschnittenes Trainingsprogramm, welches am besten mit einem Pulsmesser kontrolliert wird.

Ausdauersportarten wie Laufen, Joggen, Radfahren, Skaten, Langlaufen und Schwimmen werden bei Hochdruck-Patienten besonders empfohlen. Um einen positiven Effekt auf Blutdruck und Stoffwechsel zu erzielen, sollte das Training mindestens dreimal pro Woche für 30 Minuten durchgeführt werden. Der optimale Pulsbereich kann individuell stark schwanken und von vielen Faktoren wie Trainingszustand und der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten verändert werden. Deshalb ist das Bestimmen der richtigen Herzfrequenz besonders wichtig. Grundsätzlich gilt aber, daß mit niedrigem Puls, dafür aber länger trainiert werden soll.
Vor falsch verstandenem Ehrgeiz muß gewarnt werden. Wer sich nach langer Pause kurzfristig zu körperlichen Höchstleistungen aufraffen möchte, schadet der Gesundheit mehr, als er ihr nützen kann. Weiters sei auf Belastungen mit hohem Kraftanteil hingewiesen, da es zu außergewöhnlich hohen Blutdruckanstiegen kommen kann. Extremsportarten und Krafttraining sind damit für Hypertoniker nicht geeignet.
Wie jede Therapiemaßnahme sollte auch der blutdruckregulierende Effekt eines dynamischen Ausdauertrainings nach Wochen mittels Ergometrie überprüft werden. Zusätzlich sollte jeder Hypertoniker ein Blutdruckprotokoll zu Hause führen, in welches die selbstkontrollierten Werte eingetragen werden. Diese Aufzeichnungen sind dem behandelnden Arzt bezüglich des weiteren Therapievorgehens äußerst hilfreich.

Medikamentöse Therapie

In einigen Fällen können trotz Optimalen Bewegungsprogramm und Ernährungsumstellung keine zufriedenstellende Blutdruckwerte erzielt werden. Dann ist eine medikamentöse Therapie angezeigt, wobei heutzutage eine Fülle von wirksamen und gut verträglichen Substanzen zur Verfügung stehen. Welches Medikament speziell bei Ihnen zum Einsatz kommt, ergibt sich einerseits aus der Schwere der Hypertonie, andererseits aus gleichzeitig bestehenden weiteren Risikofaktoren und Krankheiten. Eine medikamentöse Therapie gehört stets in die Hand eines Spezialisten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist dabei unerlässlich.

Ziel ist es die Blutdruckwerte 24 Stunden am Tag in den Normbereich zurückzuführen. Gut eingestellt ist der Patient immer nur dann, wenn sein Blutdruck zumindest unter 140 / 90 mmHg liegt.